Unser Hof

Regenerative Grünlandbewirtschaftung - "Hand in Hand mit der Natur"

KugelSüdhangHof

Das ist unser Hof, wie er noch im Jahr 2008 aussah. Seitdem hat sich vieles geändert - nicht nur baulich. Da unsere Hofstelle am Südhang des Berges "Kugel" liegt, war der Hofname "KugelSüdhangHof" schnell gefunden. Zwischenzeitlich ist daraus eine Marke geworden, die weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt ist. Aber so schön unser Hof auch am Fuße "der Kugel" gelegen ist - Dieser Berg hat seine Tücken!!

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Einer der Gründe für die Entwicklung eines anderen Betriebskonzepts war und ist unser problematischer Standort. Mit stellenweise über 50° Hangneigung ist unser Steilhang sehr erosionsgefährdet. Nur knapp ein Viertel unserer Flächen liegen einigermaßen eben. Aber das ist nicht das einzige "Handicap". Hinzu kommt, dass unser Berg (ein Endmoränen-Ausläufer) mit unterirdischen Wasserläufen durchzogen ist. Immer wieder bricht der Boden ein und es entstehen teils tiefe Krater, die Einblicke in die Unterwelt geben. Zudem laufen unterirdische Quellen nach Starkregenfällen und längeren Regenperioden über. Es ist für uns existentiell wichtig, dass wir eine gute Bodenstruktur bekommen, viel Kohlenstoff einspeichern sowie einen tief wurzelnden Pflanzenbestand erhalten, damit uns unser "KugelSüdhang" nicht irgendwann entgegen kommt...

 

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Über uns

Wir, Christine & Martin, sind sogenannte "Kleinbauern" und bewirtschaften im (meist) sonnigen Oberallgäu einen derzeit 23 Hektar (zzgl. Wald) großen Biobetrieb (Demeter). Vor einigen Jahren haben wir uns auf völlig neue Wege in der Grünlandbewirtschaftung gewagt. Unser Ziel ist seitdem, durch regenerative Bewirtschaftungsmethoden, die Ressourcen und Netzwerke der Natur zu erhalten, bzw. wieder instand zu setzen. Dabei achten wir sehr darauf, uns in die natürlichen Kreisläufe einzufügen und diese möglichst wenig zu stören.

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Seit der Hofübernahme Ende 2003 (Wir sind die 4. Generation auf dieser Hofstelle!), haben wir uns also mehr oder weniger freiwillig von den traditionell üblichen Bewirtschaftungsmethoden und auch von vielen Glaubenssätzen verabschiedet. Aber dafür ist viel Neues dazugekommen, v.a. neues Wissen. Zum Beispiel hat uns die intensive Beschäftigung mit dem Thema "Bodenleben" und "Beweidung" nicht nur neue Horizonte, sondern auch neue Vermarktungs-Chancen eröffnet (Kompost-Direktvermarktung).

Wie fast alle kleinbäuerlichen Betriebe, sind wir sehr vielseitig aufgestellt. Bio-Heumilch, die Zucht von Zweinutzungsrassen, Fleisch-Direktvermarktung, "Kuhnst" und die Herstellung von Kompost  sind unsere derzeitigen Schwerpunkte. Zudem bieten wir Kuhpatenschaften an.



 

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Unsere Mitarbeiter

Unsere neu erworbenen Erkenntnisse haben u. a. zu der Feststellung geführt, dass wir sehr viel mehr "Mitarbeiter" haben als gedacht. Und nicht nur das: Wir haben endlich kapiert, dass sie in ihren spezialisierten "Aufgabenbereichen" wesentlich kompetenter und erfahrener sind als wir. Es ist natürlich nicht so, dass wir jetzt nichts mehr tun, aber unsere täglichen Arbeitsanforderungen haben sich "unterm Strich" doch sehr zum Positiven verändert.

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Zur Stammbelegschaft gehören unsere Kühe, das Jungvieh, Kälber und zwei Pferde. Sie erfüllen in ihrem jeweiligen Herdenverband verschiedene Aufgaben: Sie sind für die Entwicklung und Verbesserung des Pflanzenbestands zuständig, für die Versorgung des Bodenlebens mit organischer Masse, für die Schaffung und den Schutz von Lebensräumen für Insekten und Kleinstlebewesen und einiges mehr. Wir bemühen uns, gute "Chefs" zu sein und unsere Mitarbeiter nicht zu viel von ihrer Arbeit abzuhalten. Vielmehr möchten wir durch stetiges Optimieren der Rahmenbedingungen, wie z. B. das Verlängern der Weideperiode oder durch die Einführung eines mobilen Tränkesystems, die Arbeitsbedingungen unserer "Mitarbeiter" verbessern.

 

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Weitere Mitarbeiter

Seit geraumer Zeit können wir feststellen, dass durch die Verbesserung der "Rahmenbedingungen", weitere "freischaffende Mitarbeiter" aus anderen Betätigungsfeldern angezogen werden. Wir sehen nun eine unserer Hauptaufgaben darin, diese Spezialisten an unserem Standort zu halten. Alle sind wichtig, auch wenn sie noch so klein und scheinbar "unbedeutend" sind. Sie tragen in ihrer Gesamtheit zur Resilienz (Widerstandsfähigkeit) unseres Betriebes bei.

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Allen voran ist hier das Bodenleben im Allgemeinen zu nennen, das in engem Austausch mit den Gräsern und Kräutern steht, bzw. die Nährstoffversorgung der Pflanzen übernimmt. Und natürlich der Pflanzenbestand selber, der durch Fotosynthese den Kohlenstoffgehalt der Böden verbessert und nicht nur unser Vieh, sondern auch das Bodenleben versorgt. Eine Dachsfamilie hat übrigens die Aufgabe übernommen, ältere Kuhfladen auf der Weide zu verteilen. Das finden wir sehr praktisch, allerdings müssen wir dafür eine größere "Dachsbau-Wohnsiedlung" in Kauf nehmen...

 

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Haltung

Vor Jahren haben wir uns einmal kurz mit dem Gedanken getragen, in einen neuen Stall zu investieren und sind jetzt heilfroh, dass wir diesen Schritt nicht vollzogen haben. Stattdessen haben wir unseren Gebäude-Altbestand umgebaut, erweitert und verbessert, haben aber im Großen und Ganzen den Schwerpunkt auf "Freilandhaltung"  gesetzt. Diese Entscheidung hat natürlich wieder zu weiteren betrieblichen Veränderungen geführt.

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Trotz Klimawandel rechnen wir im Allgäu im Winter, wenn auch nicht mehr so langanhaltend, immer noch mit reichlich Schnee. Dann wird es auch für gefräßige Haflinger schwierig, draußen Nahrung zu finden ;-). Wir füttern als Heumilchbetrieb im Winter logischerweise ausschließlich Heu zu. Es ist uns jedoch in den letzten Jahren durch die veränderte Bewirtschaftung gelungen, die Weideperiode weiter auszudehnen (Ende März bis November/Dezember). Seit ca. drei Jahren haben wir genug Futter, sodass wir von Mai bis November auch nachts austreiben können. Der einzige "Nachteil" hierbei ist, dass Martin im Herbst, wenn es morgens noch dunkel ist, "seine Damen" draußen im Dunkeln aufspüren muss, wenn er sie zum Melken in den Stall bringen will.

 

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Muttergebundene Kälberaufzucht

2013 haben wir uns etwas eingehender mit dem Thema "muttergebundene Kälberaufzucht" beschäftigt und waren zuerst etwas skeptisch, ob das so einfach klappt. Anfang 2014 hat dann unser "Hannelörchen" den Anfang gemacht. Als erfahrene, ruhige Kuh haben wir ihr am ehesten zugetraut, unter unseren Bedingungen (im Anbindestall) mit der neuen Situation zurechtzukommen. Unser Fazit: Wir haben uns vorab über die natürlichste "Sache" der Welt viel zu viel Kopfzerbrechen gemacht.

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In den letzten Jahren haben wir viele Haltungs-Varianten für die "muttergebundene Kälberaufzucht mit Anbindehaltung" ausprobiert um zu testen, welche für uns, unsere Kühe und den gesamten Betriebsablauf am besten ist. Das hatte allerdings zur Folge, dass wir bis jetzt schon viermal (!) den Kuhstall umgebaut haben. Martin hofft inständig, dass alle guten Dinge "vier" bleiben...

Unsere Kühe sind allesamt sehr fürsorglich und kümmern sich hingebungsvoll um ihren Nachwuchs. Manche kümmern sich sogar um den Nachwuchs von anderen Kühen und halten auch nicht zu sehr ihre Milch zurück, wenn Martin anschließend das Melkzeug ansetzt. Bei der Zuchtauswahl für eine optimal an den Standort angepassten Herde, haben daher solche "Charaktereigenschaften" ebenfalls einen hohen Stellenwert.

 

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Standortbezogene Herde

Da wir unser Tierhaltungssystem weitestgehend nach draußen verlegt haben, benötigen wir einen möglichst problemlosen Herdenverband, der Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter mit unserem "Selbstversorger-Konzept" zurechtkommt. Zu unserem Standort passen am besten kompakte, geländegängige Zweinutzungsrassen (Milch und Fleisch), die optimal an das Futterangebot unserer Flächen angepasst sind.

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Wir haben uns für das Allgäuer Original Braunvieh und das Südtiroler Grauvieh entschieden. Zwei alte Rassen, die von dem ehemals in der Alpenregion heimischen Torfrind abstammen. "Die Braunen" hatten wir schon, "die Grauen" sind vor Jahren zugezogen und haben sich gleich bei uns wohlgefühlt. Beim Grauvieh favorisieren wir insbesondere das Südtiroler GV, da hier bei der Zuchtauswahl in der Vergangenheit schwerpunktmäßig auf einen betonten "Milchtyp" hin selektiert wurde. Wir möchten keine reinen Mutterkühe haben, sondern weiterhin Milch an die Schönegger Käsealm liefern. Deshalb benötigen wir Kühe, die genügend Milch für ihre Kälber und für uns übrig haben.

 

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Stierhaltung

Für unser Betriebskonzept ist es essentiell, dass unsere Kälber alle zusammen im Frühjahr auf die Welt kommen. Dieses Konzept nennt sich "saisonale Abkalbung". Auf unserem Betrieb hat das jedoch in der Vergangenheit nie geklappt. So gab es immer ein oder zwei Nachzügler-Kälbchen, die zumindest anfangs schlecht in die Kälber-Herde integriert werden konnten. Dazu musste erst der edle "Grandioso" (Südtiroler GV-Stier) bei uns einziehen, der dieses "Problem" dann ruckzuck innerhalb von drei Wochen erfolgreich erledigt hatte.

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Eine Kuh oder ein weibliches Rind wird ca. alle 21 Tage "rindrig". Dann tut sich ein relativ kurzes Zeitfenster auf, in dem das Tier besamt werden kann (und will!). Wird der optimale Zeitpunkt verpasst oder nimmt die Kuh nicht auf, kann man wieder 3 Wochen warten. Üblicherweise wird heutzutage eine künstliche Befruchtung durch den Tierarzt oder den Besamungstechniker vorgenommen, der eine kleine tiefgefrorene Spermaprobe "des Stieres der Wahl" mithilfe einer Paillette im Uteruskörper der Kuh deponiert. Da wir eine an den Standort angepasste Herde wollen, selektieren wir den Stier nun so oft wie möglich aus den eigenen Reihen ("Kuhfamilien-Linienzucht"). Unser Betrieb ist jedoch für eine ganzjährige Stierhaltung zu klein, deshalb wird der "Auserwählte" nach erfolgreichem Einsatz "direktvermarktet" - wie seine Ochsen-Kollegen auch.

 

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Bewirtschaftung

Hier haben wir uns relativ schwer getan, geeignete Bilder zu finden, denn wir machen ja gar nicht mehr so viel ;-)... Ok, wir mähen ein bis zwei Schnitte pro Jahr und sonst wird beweidet. D. h. wir sind fast das ganze Jahr über beschäftigt, unsere mobilen Zäune umzustecken. Schon seit 2012 werden alle Flächen mit unserem Motormäher und einem Doppelmessermähwerk gemäht. Dies schont den Boden und die Insekten. Unseren alten Traktor benötigen wir nur noch für den Ladewagen bei der Heuernte und beim sogenannten "Starten" von Flächen.

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Mit "Starten" ist gemeint, dass wir bei schlechter Ausgangslage von Böden und Pflanzenbeständen Maßnahmen ergreifen, um das Bodenleben zu verbessern. Dies ist durch Ausbringen von selbst hergestelltem Dauerhumus oder auch Kompost-Tee möglich, der jeweils auf den Bedarf der Fläche abgestimmt wird. Bei Bodenverdichtung kann Kompost-Extrakt mit einem Bodenschlitzgerät in den Boden eingeimpft werden. Waren die Maßnahmen erfolgreich, übernehmen unsere diversen Herden wieder den Part der Bodenversorgung. Als Demeter-Betrieb bringen wir zudem auch noch unsere selbst hergestellten Präparate aus.

 

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Schlachtung

Wir tun es wirklich nicht gerne und wir haben uns nach über zehn Jahren Direktvermarktung immer noch nicht daran gewöhnt. Als Kleinbetrieb kennen wir ja jedes Tier persönlich und sie vertrauen uns - bis zum Schluss! Bis zum Sch(l)uss stehen wir ihnen bei und tun zuvor alles, damit der letzte Gang schnell, ohne Angst und Panik, dafür würdevoll zu Ende geht.

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Hier hilft uns der Vertrauensaufbau während der ersten vier Wochen, solange die Kälbchen im Kuhstall bei ihren Müttern bleiben. Mit einem halben Jahr fahren wir die Kälbergruppe dann zum ersten Mal im Viehanhänger auf die Herbstweide, die ca. zwei Kilometer entfernt liegt. Über die Winterzeit holen wir sie wieder und dann dürfen sie in einem Offenstall überwintern. Dort werden die bald Einjährigen ca. einmal die Woche etwa eine halbe Stunde lang angebunden. Im darauffolgenden Frühjahr fahren wir sie wieder in die "Sommerfrische", um sie dann für den Winter abermals zurückzufahren. Wenn wir die Tiere nun mit zwei bis zweieinhalb Jahren in das 900 Meter entfernte Schlachthaus fahren, ist das Verladen kein Problem. Vom Stalltor bis zu den "ewigen Weidegründen" dauert es (inklusive "Aufhalftern") keine zehn Minuten. Die Schlachtung findet i. d. R. morgens um 5.30 Uhr statt, wenn sonst kein Betrieb im Schlachthaus ist - nur Metzgermeister Stefan Dressel steht dort bereit. Martin fährt mit dem Anhänger rückwärts direkt an den Eingang, bindet das Tier los und dann...  <.>

 

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Weidemanagement

Wir haben in der Vergangenheit verschiedene Weidesysteme ausprobiert. Mit keinem hatten wir den Erfolg, den wir uns erhofft hatten. Seit 2016 führen wir unsere Herden nach "Holistic Management"-Prinzipien über unsere Flächen. Dies hat bisher nicht nur zu einer Ertragssteigerung geführt sondern auch den Pflanzenbestand nachhaltig verbessert - und das, obwohl wir seit 2012 keine Gülle oder Festmist mehr ausbringen!

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Das Grundprinzip bei dieser Art der Beweidung ist, dass die Herde möglichst eng zusammengehalten wird und nicht lange auf einer Fläche verbleibt (je nach Wachstumsperiode manchmal nur sechs Stunden lang). Ziel ist u. a., dass der Grasbestand nach einmaligem Verbiss ungestört weiterwachsen kann. Die Pflanzen, die nicht gerne gefressen werden, sind durch Eintrampeln in den Boden im Wachstumsnachteil. Somit wird relativ viel Blattmasse für die Versorgung des Bodenlebens zurückgelassen und der Boden wird vor Austrocknung geschützt. Die bevorzugten Pflanzen, die nicht zu kurz abgeweidet wurden, haben noch ausreichend Kapazitäten frei, um möglichst schnell über Fotosynthese CO2 in Kohlenstoff umzuwandeln. Einen Teil davon, scheidet die Pflanze über ihre Wurzeln in den Boden aus. Diese Kohlenstoffverbindungen werden teils im Boden gespeichert, sie dienen aber auch als Nahrung für die Mikroorgansimen im Boden.

 

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Pflanzenbestand

Was bei uns wächst entscheidet im Wesentlichen die Kuhherde durch ihre Selektion (siehe "Weidemanagement"). Aber auch die Zusammensetzung des Bodenlebens - soweit vorhanden - entscheidet, ob sich mehr Unkräuter oder eher Kräuter und Graspflanzen durchsetzen können. Was uns lange Zeit nicht klar war: Pflanzen brauchen gar keinen Dünger in Form von Mineraldünger, Gülle oder Festmist, wenn ausreichend grüne Blattmasse (Fotosynthese) und ein intaktes Bodenleben vorhanden ist. Und: Sie benötigen in größeren Abständen den kurzzeitigen Verbiss und Tritt durch Weidetiere!!

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Wiederkäuer (insbesondere Kühe) sind prädestiniert, sowohl den Pflanzenbestand als auch den Boden zu verbessern - vorausgesetzt, sie werden ihrem Wesen entsprechend eingesetzt (durchziehender, enger Herdenverband). Durch den besonderen Verdauungstrakt, den Wiederkäuer haben, werden Pflanzenteile in besonderer Art und Weise "veredelt" und stehen nach kurzer Zeit in hochverfügbarer Form als "Kuhfladen" dem Boden-Pflanzen-Kreislaufsystem zur Verfügung. Ein gut geformter Kuhfladen wird auf der Wiese zuerst von einer ganzen Armada an Bodenleben zerlegt, verdaut und somit zwischengespeichert. Welche Nährstoffe und Spurenelemente davon letztendlich durch die Mikroorganismen pflanzenverfügbar gemacht werden, entscheidet die Pflanze ganz alleine. Da jede Pflanze (Pflanzenart) im Jahreszeitenzyklus einen etwas anderen Bedarf hat, werden unterschiedliche Mikroorganismen zur Bereitstellung benötigt. Sehr von Vorteil ist deshalb ein artenreicher Pflanzenbestand, weil er automatisch die Vielfalt im Boden erhöht. Vorausgesetzt, die Pflanzen bekommen kein "Fast Food", wie z. B. in Form von Gülle! Dann haben sie nämlich keinen Grund mehr, in einen "Nährstoff-Austauschhandel" mit dem Bodenleben zu treten. Natürlich entsteht durch schnell verfügbaren Stickstoff viel Blattmasse, aber die Wurzelbildung leidet, ebenso wie die Mikroorganismen im Boden, denen dann meist auch noch zu wenig organische Masse zur Verfügung steht.

 

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Biodiversität

Dem bisher aufmerksamen Leser wird der folgende Satz völlig einleuchtend erscheinen: Je größer die Vielfalt in einer Wiese, desto widerstandsfähiger (Krankheit/Umwelt/Wetter/Klima) der Bestand, desto höher ist die Produktivität und desto höher ist der Ertrag. Neben dem Sonnenlicht stellt eine hohe Biodiversität auf und im Boden eine weitere kostenlose Ressource dar, die wir im Betrieb für uns nutzen können. Für uns Landwirte stellt sich hier die Frage, inwieweit wir diese Ressource wiederbeleben können, bzw. in unsere Betriebsabläufe integrieren wollen.

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Wenn diese Ressource erfolgreich "genutzt" werden soll, ist ein Blühstreifen hier und dort zwar besser als nichts, aber nicht wirklich zielführend. Jeder Betrieb ist eine Welt für sich und hat unterschiedliche Voraussetzungen. Natürlich ist auch die Einstellung des Betriebsleiters entscheidend und die Bereitschaft oder auch seine Kapazitäten, etwas zu ändern. Da der Fokus der Landwirtschaft bisher auf Ertragssteigerung durch Düngung lag, ist zudem viel Wissen um die Zusammenhänge in der Natur sowie ihrer Bedürfnisse verloren gegangen. Wir haben selbst großen Bedarf an weiterem Wissen aus diesem Gebiet. Deshalb haben wir begonnen, zusammen mit Experten aus dem Bereich Landschaftspflege und Naturschutz ein Konzept zu erarbeiten, um diese Lücke optimal zu schließen. Wir werden in Zukunft immer wieder einmal unter "Unsere Projekte" darüber berichten.

 

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Bodenleben

Durch diverse Stallumbauten vor einigen Jahren (Laufställe für Jungvieh), sahen wir uns plötzlich mit sehr viel Festmist konfrontiert. Damit der Festmist möglichst schnell und fachgerecht in Humus verwandelt werden kann, haben wir uns entschieden, einen Kompostplatz zu errichten und in einen Kompostwender zu investieren. Um wirklich gute Komposterde zu erhalten, bedarf es jedoch einiges an Wissen und viel Übung. Das ist uns ziemlich schnell klar geworden.... Es ist wirklich gar nicht so leicht, ungefähr 25 Kubik hochaktive Mikroorganismen in Schach zu halten und den Rotte-Prozess effektiv (und aerob!) zu lenken - schon gar nicht bei unseren Wetterverhältnissen im Allgäu.

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Aber eben gerade weil es anfangs nicht so gut mit dem Kompostieren geklappt hatte, mussten wir uns mehr in das Thema Bodenleben einlesen. Aus Frust wurde ziemlich schnell Faszination, die - zumindest bei Christine - in einem Fernstudium bei der Mikrobiologin Dr. Ingham endete. Da wir nun aufgrund unserer sich stetig ausdehnender Weidesaison immer weniger Festmist zusammenbekommen, sind wir dazu übergegangen, "Spezialkomposte" mit unterschiedlichen Zusammensetzungen anzulegen. Im zweiten Schritt können dann die darin enthaltenen Mikroorganismen in Wasser extrahiert und vermehrt werden. Aus wenig Ausgangsmaterial können somit für alle Flächen bodenverbessernde, pflanzenstärkende Mikroorganismen produziert werden.

 

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Christines "Labor"

Es macht Sinn, auf denjenigen Flächen guten Kompost (stabile Krümelstruktur, hohe Speicherkapazität) auszubringen, auf denen wenig Humus und auch wenig Pflanzenmaterial (organische Masse) verfügbar ist. Leider haben wir sehr viele Flächen in Hanglage, an die wir mit dem Traktor und Kompostbreiter gar nicht hinkommen. Hier bietet es sich an, aus dem besten Kompost eine Art "Extrakt" zuzubereiten. In Kombination mit dem Holistic Management-Beweidungssystem versprechen wir uns an unseren Steilhängen einen im positiven Sinne "durchschlagenden" Effekt, der auch endlich den Farnbewuchs verschwinden lässt.

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Der Herstellungsprozess wird laufend kontrolliert (Mikroskop), denn es sollen sich hauptsächlich die Mikroorganismen vermehren, die auf der zu behandelnden Fläche fehlen. Ob sich das Bodenleben nach der Ausbringung etabliert hat, kann ebenfalls wieder unter dem Mikroskop festgestellt werden. Wir befinden uns diesbezüglich noch in der Erprobungsphase und sammeln eifrig Erfahrungswerte mit verschieden Pflanzenbeständen und Bodenverhältnissen. Sowohl der Jahreszeitenverlauf als auch der direkte Einfluss der Wetterverhältnisse wird dabei von uns dokumentiert. Wenn die passende "Truppe" aktivierter Mikroorganismen auf das Blattmaterial versprüht wird, ist der Pflanzenbestand bestens gegen Schädlingsbefall, Frost oder großen Hitzestress geschützt. Wir können uns vorstellen, dass wir durch solche Maßnahmen nochmals unsere Weidesaison um einige Wochen verlängern können.

 

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Holistic Management

"Wenn du kleine Veränderungen vornehmen willst, ändere die Art wie du etwas machst. Aber wenn du dich zu großen Veränderungen entschließt, ändere deine Sichtweise" (Don Campbell, HMI). Die eigene Sichtweise zu ändern ist tatsächlich der schwierigste Part, weil dies vermutlich etwas mit dem eigenen Ego zu tun hat. In der Tat haben wir anfangs viel Zeit und Geld für sogenannte "kleine" Veränderungen ausgegeben, um hinterher festzustellen, dass eine grundlegend andere Herangehensweise notwendig war.

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Wir sind über die Beschäftigung mit dem Bodenleben und der Beweidung zwangsläufig bei Allan Savory gelandet und haben nicht schlecht gestaunt, was für Erkenntnisse A. Savory innerhalb der letzten 40 Jahre wiederentdeckt, zusammengetragen, ausprobiert und weltweit erfolgreich angewendet hat. Daraus hat sich nach und nach das "ganzheitliche Betriebsmanagement" (Holistic Management) entwickelt, das sich bei korrekter Anwendung für Weidebetriebe sehr bewährt hat und bzgl. Klimawandel in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Holistic Management gibt Betriebsleitern zudem Planungssicherheit, hilft bei Entscheidungsfindungen, spart Kosten, reduziert Abhängigkeiten und erhöht somit die Wertschöpfung unserer qualitativ hochwertigen Produkte. Anfang 2020 wurde Christine vom Savory Institut zertifiziert. Sie darf das Wissen nun offiziell an interessierte Grünlandbewirtschafter weitergeben.

Hier zwei informative Links:

Holistic Management (Allan Savory) und TED Talk mit Bobby Gill (Savory Institut)

 

 

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